Die Stadt Halle hat auf öffentlichen Druck im Rahmen einer Bürgerversammlung, in deren Mittelpunkt das historisch-genetische Gutachten über die ehemalige Kampfstofffabrik „Orgacid“ im Stadtteil Ammendorf und die damit verbundene Altlastensituation stehen, am Montag im Sportlerheim Ammendorf informiert. Die Ergebnisse des Gutachters, Dr. Tobias Bausinger von der Envilytix GmbH in Wiesbaden liegen der Stadt Halle seit drei Jahren vor. „Aus meiner Sicht müssen sämtliche vom Gutachter geforderten Maßnahmen und der Stufenplan mit abschließender Gefährdungsabschätzung jetzt umgehend umgesetzt werden, um Klarheit über die tatsächliche Belastungssituation zu schaffen. Die Stadt Halle muss das jetzt zügig und transparenter, als das bisher der Fall war, angehen“, fordert der Landtagsabgeordnete Thomas Keindorf, der ebenfalls an der Veranstaltung teilnahm, mit Nachdruck.

Hintergrund:
In Halle-Ammendorf befand sich bis 1945 der mengenmäßig mit Abstand größte Produktionsstandort von Chemiewaffen in Deutschland. Auch 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges werden giftige Abbauprodukte des Kampfstoffes Lost (Senfgas) im Grundwasser nachgewiesen. Anlagenteile, wie der Kampfstoff-Bunker und Leitungen, befinden sich immer noch im Boden. Eine Bürgerinitiative aus Halle fordert Aufklärung und hat Anfang dieses Jahres die Aufstellung einer Infotafel am Orgacid-Gelände gegen Widerstände durchgesetzt. Seit 2022 beschäftigt sich der Landtag Sachsen-Anhalt mit diesem Umweltproblem.