In der Debatte um Forderungen von Teilen der Politik nach Einführung einer gesetzlich festgelegten Mindestausbildungsvergütung (MAV) spricht sich der CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Keindorf gegen politisch motivierte Schnellschüsse aus und macht auf die datengestützte Simulation des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) aufmerksam: „Auf Grund der kleinteiligen Wirtschaftsstruktur in den neuen Bundesländern wären von einer politisch willkürlich festgelegten Ausbildungsvergütung in Höhe von 500 Euro bis 650 Euro auf einen Schlag 32 bis 60 Prozent der Unternehmen im Land betroffen“, sagt Keindorf, der die Befürchtung des BIBB nach einer abnehmenden Ausbildungsbereitschaft der Betriebe teilt. „Keinem Betriebsinhaber ist noch vermittelbar, dass dieser neben der eigentlichen Aufgabe, der Ausbildung des Jugendlichen, immer öfter Versäumnisse in der Schule durch Nachhilfe aus eigener Tasche bezahlen und dafür eine höhere Vergütung leisten soll“, macht Keindorf deutlich. Im schlimmsten Fall kann die Aussicht auf gesetzlich
festgelegte Mindestausbildungsvergütungen dazu führen, dass sich die Zahl unversorgter Bewerber auf einen Ausbildungsplatz in stark von der MAV betroffenen Bereichen erhöht. Insbesondere Jugendliche mit niedrigem Schulabschluss wären davon betroffen. „Niemand kann sich diese Entwicklung ernsthaft wünschen. Die Auswirkungen bekommen vorrangig die Unternehmen und Menschen im ländlichen Raum zu spüren. Auch die Integration von Flüchtlingen wird zusätzlich erschwert“, so der Landtagsabgeordnete, der auch Präsident der Handwerkskammer Halle ist. Gegenwärtig steht es jedem Unternehmen frei, eine höhere Ausbildungsvergütung zu leisten, als die tariflich ausgehandelte Mindestvergütung. Bereits heute finden Gerüstbauer und Dachdeckermeister keine Auszubildenden, obwohl die Vergütung während des dritten Ausbildungsjahres im vierstelligen Bereich liegt. Tatsächlich ist die Bereitschaft zur Aufnahme einer Berufsausbildung bei jungen Menschen von einer Vielzahl an Faktoren abhängig. „Kurze Wege zur Berufsschule, die Erstattung der Fahrtkosten einschließlich Azubi-Ticket und eine gebührenfreie Aufstiegsfortbildung etwa zum Meister sind die Stellschrauben, die von der Politik bisher leider noch unzureichend genutzt werden. Neue Schnellschüsse sind da kontraproduktiv“, mahnt Keindorf.