Mehr als 20.000 Jugendliche und junge Erwachsene in Sachsen-Anhalt nehmen jedes Jahr auf dem Weg von der Schule zu einer abgeschlossenen Berufsausbildung Hilfsangebote an, werden mit Maßnahmen auf eine Ausbildung vorbereitet oder während der Ausbildung zusätzlich betreut. Dafür kommen weit über 30 Förderprogramme und Instrumente zur Anwendung, wie aus der Antwort der Landesregierung auf eine kleine Anfrage des CDU-Landtagsabgeordneten aus Sachsen-Anhalt, Thomas Keindorf, hervorgeht. „Das Übergangssystem Schule Beruf gleicht nicht nur in Sachsen-Anhalt einem undurchsichtigen Dschungel. Es ist höchste Zeit, die Maßnahmen und Programme bei effizientem Mitteleinsatz zu koordinieren, zu reduzieren und aufeinander abzustimmen, damit der nahtlose Übergang junger Menschen von der Schule in Ausbildung
und Beruf erfolgreich gelingen kann“, fordert Keindorf dringenden Handlungsbedarf ein.
Mindestens 21,5 Mio. Euro flossen 2015 in entsprechende Maßnahmen und Projekte, darunter für Berufseinstiegsbegleitung, Assistierte Ausbildung, Einstiegsqualifizierung und das Berufsvorbereitungsjahr. Tatsächlich dürfte die Summe weitaus höher liegen. Die Erfolgsquoten, also die Eingliederung in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung sechs Monate nach dem Ende einer Maßnahme, liegen zwischen 22 Prozent (Aktivierungshilfen) und 80 Prozent (Ausbildungsbegleitende Hilfen). „Es drängt sich die Frage auf, ob es in jedem Fall die Jugendlichen sind, die von den Angeboten profitieren. Der Aufbau eines regionalen Übergangsmanagements in Sachsen-Anhalt (RÜMSA) mit einer Investitionssumme von zusätzlich 25 Mio. Euro macht nur Sinn, wenn an anderer Stelle weniger effiziente Maßnahmen zurückgefahren werden. Tatsächlich kann ich bisher keinen politischen Willen in diese Richtung erkennen, das Gegenteil ist der Fall“, kommentiert Keindorf die Zahlen. Dabei werden in nicht jedem Fall die Erfolgsaussichten erfasst und Kosten transparent dargelegt. Auch mit Blick auf die Bildungsindustrie muss das intransparente Übergangssystem Schule Beruf der Politik Sorgen bereiten. „Es sind Fälle bekannt, bei denen Jugendliche aus mehreren Programmen parallel gefördert werden“, so der Landtagsabgeordnete.
Abschließend richtet Keindorf den Fokus stärker auf das Bildungssystem. „Prävention in der Schule ist besser als die Ausweitung von Reparaturmaßnahmen. Durch einen effizienten Mitteleinsatz im Übergangssystem Schule Beruf können zusätzliche Investitionen in Lehrer und Lehrmittel in Millionenhöhe ermöglicht werden. In der Konsequenz sinkt der Anteil an jungen Menschen mit Unterstützungsbedarf und mangelnder Ausbildungsreife. Davon profitieren die Jugendlichen, die Schule, die Wirtschaft und der Steuerzahler.“