Die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen in der Bildungspolitik waren Thema der ersten Berufsbildungskonferenz des Handwerkstages Sachsen-Anhalt am vergangenen Donnerstag im Berufsschulzentrum in Bitterfeld. Unter den rund 130 Gästen aus Politik, Schulen, Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung konnte der Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung, Friedrich Hubert Esser, begrüßt werden. Esser forderte für den Industrie- und Handwerkstandort Deutschland die Stärkung der dualen Ausbildung mit ihrer Verzahnung von Theorie und Praxis. Das Gymnasium bezeichnete er als neue “Volksschule der Wissensgesellschaft“. Der CDU-Landtagsabgeordnete und

Bildungspolitiker aus Halle, Thomas Keindorf, pflichtete Esser bei: „Angesichts des Akademisierungswahns der vergangenen Jahre halte ich auch vor dem Hintergrund der Fachkräftesicherung ein Umdenken in der Politik für notwendig. Bei der Berufsorientierung an Gymnasien müssen die Möglichkeiten einer betrieblichen Ausbildung besser vermittelt werden“, erklärt Keindorf. Die Wirtschaft braucht für ihre Entwicklung ein ausgewogenes Verhältnis zwischen qualifizierten Facharbeitern und Hochschulabsolventen. Die berufliche und die akademische Bildung müssen als zwei gleichberechtigte Säulen im Bildungssystem besser wahrgenommen und gestärkt werden.
Als eine der zentralen bildungspolitischen Aufgaben der nächsten Jahre bezeichnete der Landtagsabgeordnete die Verbesserung der Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung. „Bei der Ausgestaltung dürfen beide Säulen im Bildungssystem nicht verwässert werden. Der Ausbau dualer Studiengänge ist ein guter Mittelweg. Die gegenseitige Anrechnung von Lernleistungen fördert zudem eine Kultur der gegenseitigen Wertschätzung. Auch der Meisterabschluss ist ein hochwertiger Bildungsabschluss“, so Keindorf.
Weitere Anregungen aus der Konferenz heraus waren die Kommunikation in den Schulen und Unternehmen über Möglichkeiten internationale Kompetenzen durch einen Lernaufenthalt im Ausland im Rahmen der Berufsausbildung zu erwerben, die Sicherung der Berufsschulstandorte und die Anregung an die ausbildenden Betriebe, Auszubildende als Lernende mit Zukunft und nicht als Produktionsfaktor wahrzunehmen, um sie an die Unternehmen zu binden.