Der Stadt Halle stehen für die gegenwärtigen Untersuchungen des mit Umweltschadstoffen belasteten Orgacid-Geländes und der anschließenden Gefährdungsabschätzung in diesem und im kommenden Jahr keine finanziellen Mittel des Landes zur Verfügung. Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine kleine Anfrage des CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Keindorf hervor. „Das Land Sachsen-Anhalt ist über die MDSE Mitteldeutsche Sanierungs- und Entsorgungsgesellschaft mbH mittelbar Eigentümer von Kontaminationsverdachtsflächen der Risikokategorie mittel bis hoch. Eine finanzielle Beteiligung des Landes an den Untersuchungen halte ich auch vor diesem Hintergrund für geboten“, erklärt Keindorf.
Das Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt räumt in der Antwort erstmals ein, dass für den Standort in verschiedenen Bereichen Belastungen des Bodens mit Abbauprodukten des chemischen Kampfstoffes Lost belegt sind und die in der Vergangenheit realisierten Sicherungsmaßnahmen gegenüber dem Grundwasser vor einem Schadstoffeintritt unwirksam sind. „Die Einstellung der Kontrollen im Jahr 2005 ist nicht plausibel. Nach der Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung müssen Sicherungsmaßnahmen dauerhaft überwacht werden“, sieht Keindorf Nachholbedarf. Angekündigt hat die Landesregierung jetzt die Errichtung neuer Grundwassermessstellen, eine Ausweitung des Grundwasser-Monitorings um weitere Parameter und Untersuchungen von Flächen, die sich im Eigentum der landeseigenen Gesellschaft befinden.
In Halle-Ammendorf befand sich bis 1945 der mengenmäßig mit Abstand größte Produktionsstandort von Chemiewaffen in Deutschland. Insgesamt wurden hier 26.000 Tonnen Lost hergestellt. Bei der Sanierung und Entwicklung des Geländes handelt es sich nach Einschätzung der Stadt Halle um eine Aufgabe von bundesweiter Bedeutung. Auch der Bund ist mittelbar Eigentümer von Kontaminationsverdachtsflächen der Risikokategorie hoch. Im Dezember 2021 hat der Landtagsabgeordnete die Bundes-Umweltministerin Steffi Lemke um Unterstützung gebeten und zu Gesprächen nach Halle eingeladen. „Leider hat die aus Dessau in Sachsen-Anhalt stammende Umweltministerin auf meine Einladung bisher nicht reagiert“, zeigt sich Keindorf etwas enttäuscht.