Die von der Stadt Halle in der Beigeordneten-Konferenz des Oberbürgermeisters am Dienstag angekündigte Fortsetzung und Erweiterung der Untersuchungen des Grundwassers und des Bodens auf Ausgangs- und Zersetzungsprodukte des chemischen Kampfmittelstoffes Lost (Senfgas) im Umfeld des ehemaligen Orgacid-Geländes in Halle-Ammendorf werden von dem CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Keindorf begrüßt: „Dass die Befürchtungen von Anwohnern nach einer Belastung des Grundwassers jetzt bestätigt werden rechtfertigt weitere Untersuchungen. Dabei gilt Gründlichkeit vor Schnelligkeit.“

Dem Vernehmen nach beabsichtigt die Stadt Halle im kommenden Jahr eine Untersuchung des Geländes einschließlich Umfeld unter Hinzuziehung der Expertise von Bundesbehörden. Allerdings konnte nach Aktenlage im Landesarchiv Sachsen-Anhalt und nach Auskunft der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag im Jahr 1995 (Drs. 13/2733) mit dem Auffinden von Lost-Zersetzungsprodukten gerechnet werden. Warum die dokumentierten Erkenntnisse in der Vergangenheit bei der aktuellen Darstellung keine Rolle spielen ist unklar. Dem Landtagsabgeordneten liegen bisher auch keine Erkenntnisse zu den Entscheidungsprozessen Anfang der 1990er Jahre vor, die zu der Sanierung des Geländes in Form einer Erdabdeckung geführt haben. „Hier sehe ich weiteren Klärungsbedarf“, so Keindorf.

 

Hintergrund:

Auf Grund von Bürgeranfragen zur aktuellen Grundwasser- und Brunnenwasserqualität zuletzt im Juli 2018 hat der Landtagsabgeordnete Thomas Keindorf eine Kleine Anfrage an die Landesregierung zu möglichen Altlasten und Spätfolgen im Zusammenhang mit dem Orgacid-Gelände gestellt. Auf der Beigeordnetenkonferenz des Oberbürgermeisters der Stadt Halle im September 2018 wurde die Untersuchung des Grundwassers angekündigt. Mögliche positive Testergebnisse auch im Zusammenhang mit Lost-Zersetzungsprodukten im Grundwasser wurden dabei im Vorfeld ausgeschlossen. Die Stadt Halle teilte mit, dass das mögliche Auffinden chemischer Substanzen im Zusammenhang mit dem auf einem Teil des Orgacid-Geländes später betriebenen VEB Ammendorfer Plastwerk zu sehen ist. Dabei zeigten sich die Verantwortlichen der Stadt Halle von der Anfrage des Landtagsabgeordneten überrascht, obwohl bereits im August 2018 eine weitere Kleine Anfrage an die Landesregierung zu möglichen Altlasten der Orgacid-Werke bekannt wurde.