Als eine gefährliche Entwicklung für den Wirtschaftsstandort Sachsen-Anhalt bewertet der Landtagsabgeordnete und Präsident der Handwerkskammer Halle, Thomas Keindorf, den stetig wachsenden Anteil eines Jahrgangs, der ins Studium geht. Der anhaltende Trend zur Höherqualifizierung verschärft die Rekrutierungsprobleme der Betriebe.
„Die erforderliche Zahl an qualifizierten Arbeitskräften kann so nicht herangebildet werden“, erklärt Keindorf. Der Nationale Bildungsbericht im Auftrag von Bund und Ländern hatte in der vergangenen Woche einen zunehmenden Wettbewerb zwischen Hochschulen und Unternehmen um die besten Schulabgänger herausgestellt.
„Im Handwerk bekommt jeder Jugendliche seine Chance“, so der Kammerpräsident. Gut 40 Prozent der neuen Lehrlinge in den regionalen Handwerksbetrieben haben lediglich einen Hauptschulabschluss oder die Schule ganz ohne Abschluss verlassen. Der Anteil der Lehrlinge mit Hochschulreife liegt lediglich bei 7 Prozent. Seit Jahren ist eine Abnahme der Leistungen von Schulabgängern zu beobachten. „Ohne qualifizierten Nachwuchs ist die Leistungskraft vieler Handwerksbetriebe künftig in Gefahr. Bei aller notwendigen Diskussion über die Struktur des Bildungssystems kommt die öffentliche und politische Auseinandersetzung über die Verbesserung der Qualität der Bildungsabschlüsse zu kurz. Die Politik ist in der Pflicht, duale Berufsausbildung und Berufsorientierung zu stärken“, so Keindorf abschließend.