„Die Voraussetzungen zur Umsetzung eines Konzeptes für eine weitgehend autofreie Innenstadt in Halle werden gegenwärtig nicht erfüllt, ohne dass dabei Schäden für die Wirtschaft und die Stadt in Kauf genommen werden“, erklärt der CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Keindorf aus Halle zu den jetzt veröffentlichten Plänen der Stadtverwaltung. „Mein Eindruck ist, dass die Verwaltung die Folgekosten nicht voll umfänglich berücksichtigt. Wenn die Pläne so umgesetzt werden, droht nicht nur ein Verkehrsinfarkt. Auch viele Einzelhändler im Innenstadtbereich werden mit Existenzfragen konfrontiert. Die Sogwirkung nach Leipzig wird verstärkt. Ohne den Lückenschluss in der regionalen öffentlichen Verkehrsinfrastruktur, mit dem Ausbau von S-Bahn-Verbindungen von Halle in das Umland, wie beispielsweise in Richtung Naumburg mit entsprechenden Haltepunkten auch im Stadtgebiet, lassen sich die zu erwartenden Umsatzverluste für Unternehmen kaum kompensieren. Darunter kann die Attraktivität der Innenstadt leiden, zumal auch der zentrale Marktplatz seine Potenziale als Anziehungspunkt gegenwärtig gut versteckt. Fehlende Park & Ride-Angebote im Süden der Stadt wirken auf Tagestouristen zusätzlich abschreckend. Eine Optimierung innerstädtischer ÖPNV-Angebote erscheint mir ohne zusätzliche finanzielle Mittel nicht vorstellbar. Handwerker und Pflegedienstleister aber auch Therapeuten und Hebammen dürfen durch die zu erwartenden beruflichen Einschränkungen nicht noch zusätzlich finanziell belastet werden. Der Zugang zum Kunden und zum Patienten ist bereits jetzt in der Innenstadt nur unter erschwerten Arbeitsbedingungen möglich. Wenn zukünftig kostenlos Ausnahmen zum Parken im Innenstadtbereich für die genannten Berufsgruppen geschaffen werden sollten, drohen weitere Einnahmeausfälle für die Kommune. Mit der Ausweisung neuer Gewerbegebiete und Ansiedlung von Unternehmen kann die Stadt zusätzliche Einnahmen generieren, jedoch werden bestehende Potenziale bisher nicht vollständig genutzt. Die Stadt Halle ist gut beraten, nicht den möglichen letzten Schritt vor dem ersten Schritt zu gehen. Stattdessen wäre es zu begrüßen, wenn in der gegenwärtigen Situation die begrenzten finanziellen und personellen Ressourcen stärker, als das bisher der Fall ist, auch für die Revitalisierung und Stärkung von Stadtteilzentren im gesamten Stadtgebiet eingesetzt werden.“