Eine Rezepturanfertigung in seiner Stammapotheke bildete den Türöffner für einen Blick ins Innerste. Denn die Frage: „Wie kommt diese Salbe in die Tube?“ bot den vielversprechenden Ansatz, die Arbeit einer Apotheke in allen Facetten vorzustellen. Und so lud Gerhild Buchholtz, Inhaberin der Glückauf-Apotheke in Halle-Ammendorf, kurzentschlossen den CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Keindorf zu sich in ihre Apotheke ein. Immerhin steckt viel mehr dahinter, erfolgreich eine Apotheke zu führen, als die hinlänglich bekannte reine Arzneimittelabgabe. Und davon konnte sich Keindorf, der zugleich auch Präsident der Handwerkskammer Halle (Saale) ist, durchaus überzeugen. „Mir war nicht bewusst, mit welchen Auflagen und Widrigkeiten eine Apotheke zu kämpfen hat. Ich kenne zahlreiche bürokratischen Hürden aus der Wirtschaft. Dass es aber auch die Apotheken so stark betrifft, war mit bisher in diesem Umfang nicht klar.“
Neben der ausufernden Bürokratie, insbesondere ging es dabei um die Präqualifizierung und deren erforderliche Eindämmung oder Abschaffung, kamen die Probleme mit den Null-Retaxationen, die hohe wirtschaftliche Risiken verursachen, die überfällige Anpassung des Fixums, der Fachkräftemangel und die Nachwuchssorgen der Apotheker auf den Tisch. „Mit der Erhöhung des Krankenkassenrabattes ab Februar 2023 sind wir auf den Stand der Honorierung des Jahres 2012 zurückgefallen, ein herber Rückschlag in Zeiten von galoppierenden Preissteigerungen in allen Bereichen“, moniert Buchholtz.
Die teilweise akute Mangelware bei Arzneimitteln kam ebenso zur Sprache. „Noch haben wir es geschafft, die Lieferengpässe für unsere Patienten so zu lösen, dass niemand unversorgt geblieben ist. Aber den Zeitaufwand, den wir dafür betreiben müssen, bezahlt uns momentan keiner. Das muss dringend geändert werden. Auch brauchen wir dringend die Verstetigung der bis zum 31. Juli 2023 befristeten Übergangsregelungen zur Bewältigung der Lieferengpässe und damit die Anerkennung und Wertschätzung unserer Kompetenz“, erklärt Gerhild Buchholtz, die die Apotheke bereits in 4. Generation betreibt. Und ergänzt: „Wir sind immer noch im Beschleunigungsgang und ständig auf der Überholspur. Dabei dachten wir, dass es nach dem Ende der Corona-Pandemie etwas ruhiger wird. Doch leider ist nichts davon zu spüren.“
Der Landtagsabgeordnete konnte sich vom Leistungsspektrum der Apotheke überzeugen und half sogar dabei, eine Salbe anzufertigen. Im Ergebnis wurde diese Rezeptur in eine Tube gebracht, so dass auch seine Frage, wie die Salbe in die Tube kommt, praktisch beantwortet werden konnte. Keindorfs Resümee: „Mein Blick hat sich für die Problematik einer Apotheke durch den Besuch deutlich geschärft.“